18. Sept. 1907 – 07. Dez. 1967

Carl mit C” – das unterschied meinen Vater von anderen Karls, z. B. Karl Hinrichs, sein Vetter, und Karl Bunje, sein Freund. Wie zu der Zeit üblich trug er nicht nur den Namen Carl, sondern hieß laut Stammbuch “Carl Hermann Gustav“.
Seine Mutter Christine, so ist überliefert, lehnte sich aus dem Fenster und rief durch die ganze Haarenstraße nach “Caaaaarlchen” – natürlich hasste er das.

1917- Carl mit ElsbethEin Foto aus dem Jahr 1917 zeigt ihn mit seiner Cousine Elsbeth Arnken (Tochter von Hermine), die ihn sehr geliebt hat. Obwohl Elsbeth sehr viel jünger war, hatten sie bis zuletzt ein inniges Verhältnis und haben als Jugendliche – wie mir berichtet wurde – so einiges miteinander unternommen.

Wat ik will, dat will ik– so heißt es bei August Hinrichs, sei ein Merkmal der Familie Hinrichs gewesen. Das trifft hier ganz besonders zu. Dickkopf, aber nicht mit dem Kopf durch die Wand.
Vater Emil – angesehener Geschäftsmann und bewunderter Charakterdarsteller und Leiter der Niederdeutschen Bühne – wollte natürlich, dass der einzige Sohn das Geschäft übernimmt. Doch der sträubte sich. Vater – Sohn – Konflikt. Aber dennoch gingen beide recht liebevoll miteinander um – man kann das in den Postkarten und Briefen lesen, die aus der Zeit stammen. Der Vater Emil war besorgt, denn die Leidenschaft für Technik war ihm, dem Kaufmann, fremd.
Carl besuchte zunächst die Städtische Oberrealschule zu Oldenburg in der Herbartstraße (heute Herbartgymnasium), die er Ostern 1923 mit dem sogenannte “Einjährigen”, als dem Realschulabschluss, verließ.
Da er das Geschäft in der Haarenstraße übernehmen sollte, machte er eine kaufmännische Lehre zum Weinhändler in Bremen, Mainz, Oppenheim und Hamburg. Dort lernte er auch das Handwerk des Küfers – also das des Fässer-Machers, was ja schon einmal in die handwerkliche Richtung ging.

Durch die Wirtschaftskrise war es nicht leicht, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Der wurde ohnehin nicht bezahlt, sondern Vater musste dafür aufkommen. Erhalten geblieben sind ein paar Bittbriefe von Vater Emil an Geschäftsfreunde in Mainz während der Wirtschaftskrise, den Sohn doch auszubilden, da die Lehre im väterlichen Betrieb nichts wert sei. Dokumente finden sich auf der Fotoseite. 

1927 MotorradklubAber glücklich war Carl in diesem Metier niemals. Er hatte anderes im Sinn, Motorräder (hier Nr. 46) und Autos waren seine Leidenschaft.

Auswanderung nach Amerika

1928 wanderte er das erste Mal nach Amerika aus. Er erzählte später von Ellis Island, der ersten Station jedes Einwanderers und dass er in New York angekommen seinen Onkel gesucht habe. Welchen Onkel ist leider nicht überliefert.

Da er über keine finanziellen Mittel verfügte, musste er sich sein Geld selbst verdienen. Dafür arbeitete er in einer Autowerkstatt und kam dadurch, dass er beide Hände zum Arbeiten benutzen konnte, schnell vorwärts.

Werkstatt mit Tankstelle in New YorkDas Werkzeug musste er sich  von seinem Arbeitslohn selbst kaufen. Die ersten Jahre waren wohl sehr hart, so dass er zur Suppenküche der Heilsarmee gehen musste, um überhaupt etwas Warmes zu essen zu haben.

Carl Hinrichs 1928

Carl Hinrichs 1928

In Hamburg lernte er während seiner Lehre meine Mutter Wally Wilhelmina Gustava Moek kennen. Bei den Hamburgern hatte er Spitznamen weg: “Charly“. So hieß er in der Hamburger Verwandtschaft meiner Mutter.

1930 wanderte er ein zweites Mal aus, um in NewYork Maschinenbau zu studieren.

Visitenkarte Amerika

Neustart in Deutschland

Von Oktober 1931 bis April 1932 studierte Carl in Oldenburg am Hindenburg Polytechnikum – Staatl. Ingenieurakademie ein Semester Maschinenbau. Polytechnikum 1931

Karriere in Oldenburg

Durch die Weltwirtschaftskrise konnte er nicht in Amerika bleiben. Genaues ist mir nicht bekannt, aber er hatte ja auch ein Liebe in Hamburg!
Schließlich gab er dem väterlichen Drängen nach und trat als Prokurist in die väterliche Firma ein. Diese Tätigkeit hat er zwar ausgeführt, aber die Firma war nicht so sehr sein Wirkungsfeld. Schon im Februar 1933 begann er in der Niederdeutschen Bühne zu spielen, wo auch sein Vater Emil schon ein sehr erfolgreicher Charakterdarsteller und Bühnenleiter war. 

Während seiner Ausbildung in Hamburg hatte er ein junges Mädchen kennen gelernt: Wally Mök. Sie war in einem Viermädelhaus in Hamburg Altona groß geworden und lernte Einzelhandelskauffrau, bzw. Buchhaltung. Während Carls Abwesenheit war sie häufig in Oldenburg gewesen, wovon es noch Fotos gibt.

Familiengründung

Hochzeit 1933Im März 1933 heiratete Carl Wally Wilhelmine Gustava Mök aus Hamburg-Altona. Die Ehe blieb 17 Jahre kinderlos, aber beide waren sehr kinderlieb und hatten während des Krieges immer wieder Gastkinder aus Berlin.

Soldat im 2. Weltkrieg

Gleich zu Kriegsbeginn 1939 wurde er als Reservist eingezogen und war bis 1945 im Kriegsdienst, der ihn nach Frankreich, Russland und in den Kaukasus führte.
Nach dem Krieg wurde er Alleininhaber des elterlichen Betriebs, spielte weiterhin viele Rollen an der Niederdeutschen Bühne in Oldenburg, die inzwischen August-Hinrichs-Bühne hieß (benannt nach seinem Onkel) und wurde zu einem beliebten Schauspieler in den Heimatfilmen der 50er Jahre und Vorabendserien im Fernsehen der 60er Jahre. Bis zu seinem plötzlichen Tod im Dezember 1967 war er Leiter der August-Hinrichs-Bühne in Oldenburg.
Eine genaue Auflistung der Aufführungen findet man auf Wikipedia unter dem Link Carl Hinrichs (Schauspieler) – Wikipedia

Nach oben scrollen