Als engagierte Hobby-Filmerin habe ich mich eines Tages entschlossen, endlich einmal etwas professioneller zu arbeiten. Dafür kaufte ich mir einen neuen Computer mit einer Grabberkarte - und damit fing das Abenteuer an.
Aber zunächst einmal die Vorgeschichte:
Schon mein Vater hat gefilmt - zunächst im Format Normal-8, später in Super-8. Von Zeit zu Zeit fanden bei uns zu Hause Filmabende mit Freunden und Bekannten statt, an denen er seine Werke zeigte. Als Rarität galt dabei der Normal-8-Film, den er im Krieg auf dem Russland-Feldzug 1939/40 gedreht hatte.
Üblicherweise aber wurden Werke gezeigt, die mein Vater vornehmlich im Urlaub gedreht hat. Dafür filmte er zunächst während unserer Urlaubsfahrten - hauptsächlich in den Sommerferien - und schnitt dann akribisch monatelang danach die Filme zusammen.
Damit das der Nachwelt nicht verloren geht, will ich einmal kurz beschreiben, wie so etwas vor sich ging: die Filmspule an sich war schon unheimlich teuer und wurde von Hand in die Kamera gelegt.
Mein Vater war - ähnlich wie ich heute - ein Technik-Narr, der immer die neuesten Produkte auf dem Markt haben musste. Ich kann mich noch an einige dieser Kameras erinnern. Da war eine Kamera, die mehrere Objektive hatte, die jeweils vor die Linse gedreht werden konnten. Dies war ein erheblicher Fortschritt, da es vorher nur eine Brennweite gab, die eventuell noch durch ein Auswechselobjektiv verändert werden konnte. Etwas später besaß mein Vater eine Bell&Howell, die von Hand aufgezogen werden musste, damit man einige Meter filmen konnte. Aber diese Kamera hatte schon ein von Hand zu bedienendes Zoom-Objektiv. Die Kameras wurden sämtlich so wie von Fotoapparaten bekannt von Hand geöffnet, die Filmspule wurde eingelegt, gespannt und in eine Gegenspule gezogen. Nach der Belichtung der einen Seite musste die Kamera geöffnet, die Filmspule umgedreht, noch einmal eingelegt werden, und dann konnte die zweite Hälfte belichtet werden. Dabei kam es nicht selten vor, dass Licht einfiel, wodurch dann die Mitte des später entwickelten Films so gut wie unbrauchbar war.
Der belichtete Film wurde mit dem Versandbeutel an das Entwicklungswerk geschickt. Nach etwa 8 bis 14 Tagen - je nach Andrang bei den Werken - bekam man den Beutel mit dem entwickelten Film zurück. Jetzt konnte man die Filmspule auf einen Projektor setzen, den Film durch mehrere Führungsrollen und Schlitze vorbeiführen, in einer Gegenspule befestigen und betrachten. Das war aber ja noch nicht der fertige Film. Mein Vater - und später auch ich - brachte sehr viele Abende damit zu, den Film in Stücke zu schneiden und ihn mit Hilfe einer kleinen Schneidemaschine und Klebstoff, der mit einem Pinsel aufgetragen wurde, neu zusammenzusetzen. Dafür brauchte er aber auch Titel, die er mit Hilfe von Klebebuchstaben oder später Filztafeln, in die Steckbuchstaben gesteckt werden konnten, zunächst noch filmen und entwickeln lassen musste. Diese Filmtitel und später auch Überblendungen, die fertig gekauft werden konnten, mussten zwischen die Filmszenen geklebt werden. Anfangs waren die Filme schwarzweiß, später farbig. Der Farbfilm setzte sich mit Erstarken des Versandhandels in den sechziger Jahren durch, weil er dann einigermaßen erschwinglich wurde. Aber wie auch Fotos aus dieser Zeit blichen diese Filme nach einigen Jahren sehr stark aus. Zurück zur Filmwerkstatt meines Vaters: selbst wenn er sehr fleißig war, dauerte es Wochen bzw. Monate, bevor man sich den fertigen Urlaubsfilm ansehen konnte. Die oben angesprochenen Filmabende fanden meistens in den Herbst- und Wintermonaten statt.
Ich selbst durfte schon früh filmen, dabei musste ich aber immer an die hohen Kosten denken. Bedenken muss man bei all dem, dass dies immer nur Stummfilme waren. Als Studentin filmte ich dann der Tradition gemäß selbst sehr viel, gab das Hobby aber irgendwann auf, da es mir zu viel Aufwand bedeutete. Zur Geburt unserer Tochter 1984 bekam ich von meinem Mann eine kleine Canon-Super8-Kamera (ohne Ton) geschenkt, mit der ich gefilmt habe. Damals gab es auch schon Videokameras. Sie bestanden aus zwei Geräten: einer Riesenkamera, heutigen portablen Fernsehkameras vergleichbar, die auf der Schulter geführt werden mussten, und den Rekordern, die mit alten Tonbandgeräten vergleichbar sind. Diese Geräte konnten eigentlich nur von 2 Personen transportiert werden und waren extrem teuer. Zu einer Investition von mehr als 4000 DM konnten wir uns damals noch nicht durchringen.
Wenig später wurden beide Geräte in einem sogenannten Camcorder zusammengeführt, die Videobänder waren so klein wie Audiocassetten. Der Preis war zwar immer noch sehr hoch, aber da wir ja nun eine kleine Tochter hatten, wollten wir auch gerne festhalten, was für Töne sie von sich gab. Also rangen wir uns doch zum Kauf eines Video8-Camcorders durch.
Das war der Beginn meiner „Laufbahn“ als Hobby-Filmerin.