"Carl mit C" - das unterschied meinen Vater von anderen Karls, z. B. Karl Hinrichs, sein Vetter, und Karl Bunje, sein Freund.
Seine Mutter, so ist überliefert, lehnte sich aus dem Fenster und rief durch die ganze Haarenstraße nach "Caaaaarlchen" - natürlich hasste er das. Ein Foto zeigt ihn mit seiner Cousine Elsbeth Arnken (Tochter von Hermine), die ihn sehr geliebt hat.
"Wat ik will, dat will ik" - so heißt es bei August Hinrichs, sei ein Merkmal der Familie Hinrichs gewesen. Das trifft hier ganz besonders zu. Dickkopf, aber nicht mit dem Kopf durch die Wand.
Vater Emil - angesehener Geschäftsmann und bewunderter Charakterdarsteller in der Niederdeutschen Bühne - wollte natürlich, dass der einzige Sohn das Geschäft übernimmt. Doch der sträubte sich. Vater - Sohn - Konflikt. Vielleicht, aber beide gingen recht liebevoll miteinander um - man kann das in den Postkarten und Briefen lesen, die aus der Zeit stammen. Der Vater war besorgt, denn die Leidenschaft für Technik war ihm, dem Kaufmann, fremd.
Carl besuchte zunächst die Städtische Oberrealschule zu Oldenburg in der Herbartstraße (heute Herbartgymnasium), die er Ostern 1923 verließ. Da er das Geschäft in der Haarenstraße übernehmen sollte, machte er eine kaufmännische Lehre zum Weinhändler in Bremen, Mainz, Oppenheim und Hamburg. Durch die Wirtschaftskrise war es nicht leicht, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Der wurde ohnehin nicht bezahlt, sondern Vater musste dafür aufkommen. Erhalten geblieben sind ein paar Bittbriefe von Vater Emil an Geschäftsfreunde in Mainz während der Wirtschaftskrise, den Sohn doch auszubilden, da die Lehre im väterlichen Betrieb nichts wert sei (s. Emil Hinrichs).
In Hamburg lernte er meine Mutter Wally Moek kennen, mit der fortan durch dick und dünn ging.
Aber glücklich war Carl in diesem Metier niemals. Er hatte anderes im Sinn, Motorräder und Autos waren seine Leidenschaft.
Später lebte er einige Jahre in Amerika (New York) - als er wieder in Deutschland war, hatte er seinen Spitznamen weg: "Charly". So hieß er in der Hamburger Verwandtschaft meiner Mutter.
Neustart in Deutschland
Von Oktober 1931 bis April 1932 studierte Carl in Oldenburg am Hindenburg Polytechnikum - Staatl. Ingenieurakademie ein Semester Maschinenbau. Hier die Bescheinigung über
Schließlich gab er aber doch dem väterlichen Drängen nach und trat als Prokurist in die väterliche Firma ein. Diese Tätigkeit hat er zwar ausgeführt, aber die Firma war nicht so sehr sein Wirkungsfeld. Schon im Februar 1933 begann er in der Niederdeutschen Bühne zu spielen, wo auch sein Vater Emil schon ein sehr erfolgreicher Charakterdarsteller war. Dazu später mehr unten.
Während seiner Ausbildung in Hamburg hatte er ein junges Mädchen kennen gelernt: Wally Mök. Sie war in einem Viermädelhaus in Hamburg Altona groß geworden und lernte Einzelhandelskauffrau. Während Carls Abwesenheit war sie häufig in Oldenburg gewesen, wovon es noch Fotos gibt.
Im März 1933 heiratete Carl Wally Wilhelmine Gustava Mök aus Hamburg-Altona. Die Ehe blieb 17 Jahre kinderlos, aber beide waren sehr kinderlieb und hatten immer wieder Gastkinder.
Ebenfalls 1933 begann er in der Niederdeutschen Bühne Oldenburg aktiv zu werden und verkörperte hier neben seinem Vater Emil Charakterrollen.
Gleich zu Kriegsbeginn 1939 wurde er als Reservist eingezogen und war bis 1945 im Kriegsdienst, der ihn nach Frankreich, Russland und in den Kaukasus führte.
Nach dem Krieg wurde er Alleininhaber des elterlichen Betriebs, spielte weiterhin viele Rollen an der Niederdeutschen Bühne in Oldenburg, die inzwischen August-Hinrichs-Bühne hieß (benannt nach seinem Onkel) und wurde zu einem beliebten Schauspieler in den Heimatfilmen der 50er Jahre und Vorabendserien im Fernsehen der 60er Jahre. Bis zu seinem plötzlichen Tod im Dezember 1967 war er Leiter der August-Hinrichs-Bühne in Oldenburg.
Eine genaue Auflistung der Aufführungen findet man auf Wikipedia unter dem Link Carl Hinrichs (Schauspieler) – Wikipedia