Die Assoziation La Boca und Fußball ist sofort bei allen Sport-Fans vorhanden.
Doch La Boca ist noch mehr!
Einst das Hafenviertel von Buenos Aires, heute Touristen, Tango, Schlepper – Nepper - Bauernfänger. Aber ganz so einfach ist das nicht, wie wir erfahren haben. Wir nähern uns dem Stadtviertel über den Hafen Puerto Madeiro an. Gingen im weiten Bogen am einzigen Naturreservat von Buenos Aires entlang – Montag, heute geschlossen! So etwas gibt es auch – ein geschlossenes Naturreservat. Am Wochenende ist hier viel los: lauter Stände mit typisch argentinischen Speisen und es ist immer noch ein Treffpunkt für "normale" Einwohner der Stadt.Jeder Stand bietet hier Parrillada an, eine Spezialität aus gegrilltem Fleisch, Innereien und Würstchen.
Heute stehen hier vor allem Kleinbusse, deren Fahrer hier eine Mittagspause machen, bevor sie die Touristen zum nächsten Ort fahren.
Dieses Naturreservat ist allerdings im Zuge der jüngsten Stadtentwicklung äußerst umstritten und wird von Zeit zu Zeit mit Brandstiftungen attakiert, die dem Reservat ein Ende machen sollen.
Etwas weiter dann ein großer Parkplatz mit Casino-Gebäuden. Dazu gibt es folgende Information: Das „Gebäude“ ist nur der Empfang, denn Glücksspiel ist in Buenos Aires verboten. Damit bestimmte Bedürfnisse abgedeckt werden, greift man zu einem Trick: die „Spielhölle“ befindet sich auf mehreren Schiffen, die hinter dem Eingangsgebäude liegen und miteinander verbunden sind. So lässt sich trotz der restriktiven Politik doch noch Geld verdienen – und die Anzahl der Parkplätze zeigt, was hier am Wochenende so abgeht!
Und dann wurde es immer schmuddeliger. Flache Gebäude, Büros, einige Bars – unsere Reiseführerin sagte, dass man hier schon etwas vorsichtiger sein müsse. Nicht weit entfernt wohnen ganz arme Einwohner von Buenos Aires, die nicht zimperlich sind. Über die Brücke nach La Boca sollten wir jedenfalls nicht zu Fuß gehen!
Boah, mit so etwas rechnet man als normaler Mitteleuropäer ja gar nicht! Also auf zur nächsten Bushaltestelle und mit dem Bus über die besagte Brücke, bis wir „richtig“ im Viertel, nämlich am ehemaligen Hafen sind.
Hier das Wahrzeichen von La Boca, eine Brücke, die über den Rio de la Plata führt (eine neue ist genauso gebaut wie die alte, beide stehen jetzt nebeneinander) und als Wahrzeichen von La Boca gilt. Die Bürgersteige sind hier hoch gelegt, so dass das Wasser, wenn der la Plata über die Ufer tritt, nicht gleich in die Häuser schwappt. La Boca entstand Ende des 19. Jahrhunderts als Viertel italienischer Einwanderer, die meist als Industriearbeiter tätig waren.
Um die nächste Ecke beginnt dann das Touristen-Viertel: bunt bemalte Häuser, Tangotänzer, viele Läden mit Souvenirs, Tango-Paare als Fotomodell etc. Heute an einem Montag ist es ungewöhnlich leer. Dadurch kann man zwar gut Fotos schießen, aber es fehlt auch die Atmosphäre.Die originellen Häuser wurden aus dem Blech abgewrackter Schiffe gebaut und mit Schiffslack bunt bemalt. Viele Künstler preisen ihre Werke auf den Gehsteigen der Straße El Caminito (Die kleine Straße) an.
Aber auch hier gibt es offensichtliche Armut in Form von verfallenden Häusern und betrunkenen Obdachlosen auf der Straße. Hier nicht mehr abends alleine zu Fuß gehen! Es war nur zwei Straßen vom Hauptgetümmel entfernt!
Schließlich sind wir aus dem Touristenviertel raus. Je weiter wir gehen, werden die Häuser immer grauer und einzelne dann blau-gelb bemalt. Ein Hinweis darauf, dass wir uns dem Stadium von La Boca, dem Fußballverein von Maradona nähern. Vor dem Stadion auf dem Fußweg finden wir einen Walk of Fame: Fuß- oder Handabdrücke der berühmtesten Fußballspieler von La Boca.
Das Stadium selbst kann man nicht besichtigen, aber es gibt natürlich einen Souvenirshop (neudeutsch: „Merchandising“). Hier findet sich natürlich auch eine überlebensgroße Figur des legendären Fußballspielers und Nationalhelden Maradona.
Mit dem Taxi fahren wir zurück - Hinweis der Reiseführerin: hier kann man nur mit einem Einheimischen durchgehen oder mit dem Taxi durchfahren. Auf keinen Fall zu Fuß als Tourist!